Blog und Podcast ein Dreamteam für die digitale Lehre #TwitterCampus #LitWiss #Edutainment
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Sind Blog und Podcast ein Dreamteam für die digitale Lehre?

Manchmal braucht man ja einen kleinen Anstupser von außen, um mal auszuprobieren, was eigentlich eh nahe liegend ist. Für mich war im letzten Semester die adhoc-Umstellung auf die virtuelle Lehre anlässlich der Corona-Krise so ein Anstupser. Denn zum ersten Mal sah ich meinen Blog und Podcast als potentielle, asynchrone , digitale Lehrangebote. Und so ergriff ich die Gelegenheit, auszutesten ob Blog und Podcast ein Dreamteam für die digitale Lehre sein könnten. Ein erstes Fazit nach einem Semester Einsatz in einem literaturwissenschaftlichen Einführungsseminar: Ja, sie können ein Dreamteam sein, wenn man sie richtig nutzt. Damit dir das gelingt, teile ich heute meine Tops und Flops aus dem ersten Digitalsemester mit dir.

Blog und Podcast: Potentiale zweier digitaler Medien

Sowohl der Blog als primär schriftliches als auch der Podcast als autitives online-Medium zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität aus. Du kannst jederzeit das hochladen, was du möchtest. Alle mit einer einigermaßen guten Internet-Verbindung können jederzeit darauf zugreifen. Hinzu kommt, dass vor allem Podcasts sich gerade einer steigenden Beliebtheit erfreuen ​(Deck and Meyer-Tippach, 2020)​. Viele nutzen Podcasts zur ergänzenden Weiterbildung zu Zeiten, in denen sie gerade nicht aktiv lernen, z.B. im Auto oder beim essen ​(Deck and Meyer-Tippach, 2020)​. Außerdem ist es heute Dank technischer Möglichkeiten keine Schwierigkeit mehr, einen Podcast zu produzieren (Werner ​et al.​, 2020).

Aber (denn natürlich gibt es auch ein kleines Aber) je nachdem, welchen Hosting-Service du für deinen Blog und Podcast nutzt, musst du aus datenschutzrechtlichen Gründen vorsichtig sein. Sammelst du oder sammelt dein Provider persönliche Daten, so kannst du Blog und Podcast nicht als verbindliches Element in deine Lehre integrieren. Studierende müssen freiwillig wählen können, ob sie dein Angebot unter diesen Bedingungen nutzen möchten.

Wie ich herausfand, dass Blog und Podcast ein Dreamteam der digitalen Lehre werden können

Dementsprechend hatte auch ich es den Studierenden freigestellt, Blog und Podcast zu nutzen, um die Inhalte des Seminars zu vertiefen. Damit sie selbst einen Überblick über die genutzten Lernmaterialien behielten und damit ich schauen konnte, was tatsächlich genutzt wurde, hatte ich zu jeder Sitzung eine To-Do-liste zum Ankreuzen bereit gestellt. Die sollte an mich zurück geschickt werden, damit ich sie anonym auswerten konnte. Natürlich war der Rücklauf anfangs besser als zu Semesterende und die Stichprobe insgesamt recht klein, aber ein Trend zeichnet sich trotzdem ab.

Warum Blog und Podcast ein Dreamteam für die digitale Lehre sind zeichnet sich hier ab: Die Formate funktionieren für jeweils spezifische, einander ergänzende Themen. #DigitaleLehre #WissKomm #Studieren
Prozentuale Nutzung der angebotenen Lernmaterialien pro Sitzung. Die Rücklaufquote bleibt hier unberücksichtigt.

Best Practise – Top 3 Blogartikel in meiner digitalen Lehre

Das schriftliche Blogformat scheint bei Themen bevorzugt zu werden, die das wissenschaftliche Arbeiten betreffen. Die für die Studierenden oft noch ungewohnten Methoden können in Blogartikeln ausführlich erklärt werden. Das lassen zumindest die drei von den Studierenden am meisten genutzten Blogposts vermuten:

  1. Lass uns mal kurz Text definieren
  2. Blogposts schreiben vs. wissenschaftliche Texte schreiben
  3. Das doppelte Gesicht der Rhetorik und warum wir es zu wenig schätzen

Übrigens haben diese Artikel noch etwas gemeinsam. Sie sind sehr lang. Alle drei Posts haben rund 2000 Wörter und sind damit deutlich länger als die Blogposts, die ich normaler Weise so schreibe und die meist bei der Hälfte liegen.

Best Practise – Top 3 Podcast-Folgen in meiner digitalen Lehre

Vertiefen, nachdenken, ergänzen – hierfür ist das Podcast-Format ideal. Und das sind in meinen Augen für Lehrende der Geisteswissenschaften ziemlich gute Neuigkeiten. Denn wann schafft man schon mal in 90-Minuten-Seminar-Sitzungen alles anzusprechen, was man sich vorgenommen hat? wenn du einen Podcast hast, kannst du also gut etwas vom Stoff auslagern. Deine Studierenden haben dann etwas, mit dem sie später die Seminarthemen vertiefen können. Die drei von meinen Studierenden am meisten zur Nachbereitung genutzten Podcast-Folgen sind:

  1. Lass uns mal kurz Text definieren (24 Minuten)
  2. Literatur und ihre Narrative (28 Minuten)
  3. Der Autor heute (25 Minuten)

Je länger desto besser!

Nach dem ersten Digitalsemester habe ich auf Twitter ab und zu mal gelesen, dass Studierende den Workload im Sommersemester 2020 zu hoch fanden. Vor allem zusätzliche schriftliche Aufgaben hätten ihre gewohnten Arbeitszeiten gesprengt. Darum war ich überrascht, dass meine Studierenden sowohl die langen Blogartikel als auch die längeren Podcast-Folgen bevorzugt haben. Blogartikel von 2000 Wörtern und Podcast-Folgen von rund 30 Minuten – das bietet schon viel Raum, um Themen ausführlich darzustellen. Und falls du dich jetzt fragst, wie um Himmels Willen du selber zusätzlich so viel Material erstellen, sollst, schau doch einfach mal in die Liste aller Blogartikel mit Podcast-Folgen, die ich für mein Seminar zur Einführung in das Studium der neueren deutschen Literatur erstellt habe. Vielleicht ist da ja etwas dabei, das zu deinem Thema passt. Die Liste findest du unter diesem Blogpost.

Worst Practise – diese 4 Themen gingen in Blog und Podcast gar nicht

Warum die Studierenden ausgerechnet diese Themen nicht mit Blog bzw. Podcast vertiefen mochten, ist natürlich schwer zu sagen. Vielleicht hatte es auch mal praktische Gründe und sie haben es einfach nicht geschafft. Die Themen Recherchieren und Zitieren gehören sicher nicht zu den Lieblingsthemen von Studierenden allgemein. Sie sind trocken und haben nur wenig mit den Inhalten oder dem Teil der Arbeit zu tun, der Spaß macht. Vielleicht kamen diese Blogartikel darum weniger gut an. Das Thema Gruppenarbeiten passt nicht in das oben beschriebene Muster für bevorzugte Podcast-Themen. Darum wundert es mich nicht, dass diese Folge seltener zur Ergänzung der Seminars genutzt wurde. Künstliche Intelligenz würde hingegen gut ins Schema passen. Hier denke ich eher, dass es sich um ein zu exotisches Gebiet der Literatur handelt, dass bei meinen eher traditionell interessierten Studierenden der Literaturwissenschaft einfach nicht so beliebt ist.

Falls du dich nun fragst, ob du darum auf solche Themen verzichten solltest, möchte ich noch kurz vor voreiligen Schlüssen warnen. Denn deine Studierenden sind zwar eine wichtige Zielgruppe wenn du aus deinem Blog und Podcast ein Dreamteam der digitalen Lehre machen willst, aber sie sind ja nicht die einzigen Leser*innen und Hörer*innen deines Angebots. Betrachte ich meine Statistiken insgesamt, sehe ich z.B. dass der Blogpost „Zitieren – der totale Horror!“ ganz gute Aufrufzahlen verzeichnet und die drei anderen oben genannten Beiträge jeweils im Mittelfeld liegen, was die Aufrufe von Lesenden und Hörenden angeht.

Mach aus deinem Blog und Podcast ein Dreamteam!

Wenn du einerseits das Maximum aus deinen medialen online-Kanälen herausholen möchtest und andererseits nicht unnötig viel Zeit investieren möchtest, so empfehle ich dir folgende Strategie. Richte deinen Blog auf das wissenschaftliche Arbeiten aus. Gebe Tipps zum Recherchieren, Zitieren und Schreiben. Erkläre ruhig Schritt für Schritt und ausführlich, was du von deinen Studierenden erwartest.

Deine Themen und Inhalte sind dagegen besser in deinem Podcast aufgehoben. Hier kannst du mehr in die Tiefe gehen als du es vielleicht vermuten würdest. Deine Studierenden können dir damit ganz entspannt und trotzdem recht tief ins Thema folgen. So werden dein Blog und Podcast ein Dreamteam. So viel ist sicher!

Liste aller für mein Seminar erarbeiteter Artikel mit Podcast-Folgen:

Bibliografie

  1. Deck, R. and Meyer-Tippach, S. (2020) Online audio dreht auf, Online Audio Monitor. Available at: https://www.online-audio-monitor.de/wp-content/uploads/DigiBericht_2020_AUDIO_D_04_zur_Freigabe_16.pdf (Accessed: 9 November 2020).
  2. Werner, J. L. et al. (2020) ‘Women in Podcasting: We Should Tune In’, The Permanente Journal – Kaiser Permanente. Available at: https://www.thepermanentejournal.org/issues/2020/summer/7518-women-in-podcasting-we-should-tune-in.html.

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