Geisteswissenschaftliche Blogs funktionieren anders. Das bedeutet auch, dass erfolgreich bloggen etwas anderes bedeutet als in anderen Nischen. Was, das erfährst du hier. #Bloggen #WissKomm #Tipps
Blog erfolgreich machen

Erfolgreich bloggen in den Geisteswissenschaften

Ich habe zwei sehr unterschiedliche Blogs. Den einen habe ich im letzten Jahr nicht mehr gepflegt, da ich lieber den anderen voran treiben wollte. Der eine wurde im letzten Jahr durchschnittlich 570 Mal am Tag aufgerufen, der andere rund 17 Mal. Beide Blogs sind für mich erfolgreiche Projekte, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art. Nun kannst du dir denken, dass der Blog mit den geringeren Aufrufzahlen dieser hier ist. Warum ich ihn trotzdem als erfolgreichen Blog bezeichne und warum erfolgreich bloggen einfach nicht in jeder Sparte das gleiche bedeutet, darüber möchte ich heute mal ganz offen berichten.

Blogziele und warum du sie brauchst

Warum aber erzähle ich dir überhaupt von meinen Erfahrungen? Nun, in deinem Blogger*innenleben werden Phasen auf dich zukommen, in denen du dich einfach nicht motivieren kannst und dich fragst, wozu du das Ganze eigentlich machst. Durch diese Phasen tragen dich Blogziele. Aber Vorsicht! Unrealistische Ziele bewirken genau das Gegenteil. Du fühlst dich als würdest du ständig hinterherrennen und nichts erreichen. Darum teile ich heute meine Erfahrungen als DIY- und als geisteswissenschaftliche Bloggerin mit dir. Denn aus dieser Erfahrung kann ich berichten, dass unterschiedliche Blog-Nischen sehr unterschiedlich funktionieren und dass „erfolgreich bloggen“ sehr unterschiedlich aussehen kann.

Was ist denn nun dieses „erfolgreich bloggen“?

Oft wird eine magische Grenze angenommen, die bei 1000 Aufrufen am Tag liegt. Mit weniger Aufrufen lohne sich die Monetarisierung eines Blogs z.B. über Adsense nämlich nicht. Trotzdem berichten viele Blogger davon, mit ihren Blog-Projekten glücklich zu sein, obwohl sie eher so 1.000 Aufrufe im Monat erreichen. Somit ist natürlich die Antwort auf die Frage genauso klar wie sie schwammig ist: erfolgreich bloggen ist für jeden Blogger etwas anderes. Damit man sich aber an etwas messen kann, versuche ich hier mal zu einer etwas eindeutigeren Antwort zu kommen. Dabei helfen ein paar Zahlen.

Blog ist nicht gleich Blog oder „DIY“ geht immer

Ich habe es ja anfangs schon erwähnt und betone hier noch einmal: Mein Blog mit den 570 Aufrufen/Tag ist natürlich kein geisteswissenschaftlicher Blog. Es ist ein DIY (Do It Yourself)-Blog. Und dafür ist er ziemlich klein. Im April 2020 hat er rund 17.250 Aufrufe gehabt.

Seitenaufrufe meines DIY-Blogs im April 2020 (nach ca. 3 Jahren aktivem Bloggen und einem Jahr Blogpause)

Die wahrscheinlich erfolgreichste DIY-Bloggerin Caroline Preuss berichtet davon, dass ihr Blog im Mai 2017 über 110.000 Aufrufe verzeichnet hat, du siehst also, dass in dieser Nische noch viel, viel mehr möglich ist.

Nun hängen an meinem DIY-Blog noch ein paar andere Elemente dran. Eine Facebook-Seite mit rund 900 Fans, ein Instagram-Account mit ca. 1.500 Followern, ein Pinterest-Profil, das im April 2020 rund 955.000 Impressionen generiert hat und ein YouTube-Kanal mit über 10.000 Abonnenten (Stand Mai 2020). Und der Vergleich mit der (inzwischen auch ehemaligen) DIY-Bloggerin Caroline Preuss oben zeigt ja, dass das für die Do-it-yourself-Nische noch eher wenig ist. Also ja, als Blogger aus dem Bereich Do-It-Yourself kann man sich vielleicht ein Ziel von 1000 Aufrufen probTag setzen und das dann auch erreichen. Wenn man es denn möchte.

Geisteswissenschaftliche Blogs funktionieren anders. Das bedeutet auch, dass erfolgreich bloggen etwas anderes bedeutet als in anderen Nischen. Was, das erfährst du hier. #Bloggen #WissKomm #Tipps

Können wir das auch?

Nun, es ist eine einfache Rechnung. Wie groß ist wohl so ungefähr eine Do-It-Yourself-Zielgruppe, selbst eine ganz spezifische (mein eigener Blog war z.B. auf das Häkeln spezialisiert)? Und wie viele Menschen interessieren sich dagegen für eine spezielle Geisteswissenschaft? Ja, unsere Nische ist klein. Das ist aber noch nicht alles. Unsere Nische funktioniert auch anders. Das hat mir der rege Austausch mit Kolleg*innen, die Öffentlichkeitsarbeit unterschiedlicher Projekte, an der ich teilhaben durfte und auch die mittlerweile 7 Jahre umfassende Tätigkeit als Bloggerin mit geisteswissenschaftlichen Themen gezeigt. Um das Ganze mal auf eine Zahl zu bringen: Ich glaube, dass 100 Leser pro Tag ein gutes und erreichbares Ziel für einen selbst gehosteten, geisteswissenschaftlichen Blog sind (auf Blogplattformen wie WordPress.com oder Hypotheses hat man es zum Teil leichter und kann schneller höhere Leserzahlen erreichen).

Damit du vergleichen kannst, kommen hier ein paar relativ aktuelle Zahlen aus meinen Blog-Statistiken. Im April 2020 hatte ich insgesamt 830 Aufrufe. Dazu gehört eine Facebook-Seite mit 44 Fans, ein Instagram-Profil mit 140 Followern, eine Pinterest-Präsenz, die im April 105.357 Impressionen generiert hat und mein Twitter-Profil, auf dem ich rund 1200 Follower habe. Nun sind einige der Social-Media-Kanäle auch erst ein Jahr alt und die des DIY-Blogs schon 4, aber wir sehen hier ganz klar, die Zahlen sind einfach kleiner. Genau genommen machen sie nur etwa 10% von dem aus, was ich im Vergleichszeitraum auf dem DIY-Blog verzeichnet fand. Und das obwohl ich dort schon seit einem Jahr nicht mehr aktiv bin.

Seitenaufrufe meines geisteswissenschaftlichen Blogs im April 2020 (nach etwa einjährigem Bloggen)

Was kann ich überhaupt als erfolgreich bloggen bezeichnen?

Spätestens jetzt fragst du dich bestimmt, wie um Himmels Willen ich diesen Blog als erfolgreich bezeichnen kann. Ganz einfach, es ist die Qualität. Und zwar die der Leser*innen also z.B. von dir! Ich habe hier nicht so viele Leser*innen, aber haargenau die, die ich mir wünsche. Das merke ich vor allem dann, wenn mir jemand auf einen Newsletter antwortet, mir eine PN auf irgendeinem Kanal schickt oder mich einfach im richtigen Leben auf den Blog anspricht, z.B. bei einer Konferenz. Auf diese Weise habe ich schon im ersten Jahr nach dem Relaunch und der Neuausrichtung meines Blogs am 1. Mai 2019 unfassbar schöne Gespräche führen dürfen. Wenn du also selbst auch einen geisteswissenschaftlichen Blog hast, könnte dein Blogziel in erster Linie sein, deine Leser*innen kennenzulernen und dich mit ihnen auszutauschen.

Community, Verweise und dann und wann eine Überraschung

Wenn dann genau diese Community deinen Content auch noch als so wertvoll ansieht, dass sie ihn gerne teilt, so ist dies ein weiterer großer Erfolg. Für mich beginnt das z.B. auf Twitter, wenn die Stabi Hamburg oder auch Kolleg*innen, die ich schätze, einen Tweet von mir mit Link zum Blog teilen. Social Media sind ja oft schnelllebig und ein geteilter Tweet mag schnell Aufmerksamkeit schaffen und sie ebenso schnell wieder abflauen lassen.

Darum is der nächste Schritt für mich erreicht, wenn jemand meinen Blog nicht nur dort teilt, sondern auch auf der eigenen Webseite, einem Portal oder einer Lernplattform der eigenen Institution. In diesem Jahr durfte ich mich z.B. über eine Verlinkung auf dem Portal digitale-Lehre-Germanistik des MWW-Forschungsverbunds und über ein paar Links in Uni-Moodles freuen. Wie du solche links erkennen kannst? Sie tauchen in deinen Statistiken unter „Verweisen“ auf. Also ein zweiter guter und realistischer Erfolgsindikator für einen geisteswissenschaftlichen Blog kann das Teilen und Verlinken von Inhalten durch Kolleg*innen und andere Institutionen sein, die du besonders schätzt.

Es kann aber auch mal etwas Unverhofftes passieren. So hat mich im ersten Jahr nach dem Relaunch meines Blogs z.B. ein Mal eine Redakteurin von Deutschlandradio Kultur angerufen und für ein Interview angefragt. Das war natürlich ein extrem schöner Blogger-Moment. Und auch solche Momente sind natürlich ein Erfolg und können deinen Blog ein ganzes Stück voran bringen.

Drei realistische Blogziele für deinen geisteswissenschaftlichen Blog

Um das noch einmal kurz und knackig zusammen zu fassen, kommen hier nochmal drei messbare Erfolgsindikatoren für deinen geisteswissenschaftlichen Blog:

  1. Austausch mit deiner Community- Mails, PNs, Ansprachen von Kolleg*innen im Real Life
  2. Verlinkungen von anderen Blogger*innen und auf Seiten von Projekten/Institutionen, die du schätzt – “referral traffic” in deinen Statistiken
  3. Situationen, die dich denken lassen “yeah, dafür hat es sich gelohnt“ – überraschend, unerwartet und immer in anderer Form werden diese Momente um die Ecke kommen.

Aus der Not eine Tugend machen

Statt dich also davon frustrieren zu lassen, dass du weit weniger als 1000, 500 oder auch nur 100 Leser am Tag erreichst, solltest du dir genau überlegen, was du mit deinem Blog erreichen möchtest und wie du das messen kannst. Setze dir ruhig ehrgeizige Ziele, aber wähle solche, die du als geisteswissenschaftliche*r Blogger*in auch erreichen kannst. Denn Ziele tragen dich durch deinen Bloggeralltag und sie zu erreichen noch viel mehr!

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