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Rezensionen schreiben ist eine Kunst, die lernbar ist

Im Blogger-Nähkästchen-Post vor zwei Wochen habe ich euch allgemein ein paar Tipps zum Schreiben von Artikeln vorgestellt. Heute wenden wir uns der Frage zu, wie man gute Rezensionen schreiben kann. Egal, ob du über Bücher, Filme oder sonstige kulturelle Ereignisse schreibst, hier bekommst du einen Rahmenplan für deine Artikel. Damit wird das Schreiben von Rezensionen zum Kinderspiel!

Gute Rezensionen schreiben ist wie gute Artikel  schreiben

Zunächst einmal gilt für Rezensionen dasselbe wie für alle deine Artikel: Gib ihnen einen Anfang, einen Höhepunkt und ein Ende! Du solltest immer versuchen, eine Geschichte zu erzählen. Am besten ist es, wenn diese Geschichte sowohl für sich steht als auch zusammen mit den anderen Artikeln auf deinem Blog wirkt. Die Besonderheit bei Rezensionen ist, dass du Informationen und eigene Meinung gekonnt miteinander vermischst. Bei vielen Rezensenten beobachte ich, dass dadurch Verwirrung entsteht. Sie versuchen, diese aufzulösen, indem sie sich an Bausteine für Rezensionen halten, die streng zwischen Information und Meinung trennen. Eine solche Kritik ist häufig so aufgebaut:

Titel + Titelinformationen
Inhalt
Meinung
Fazit

Du möchtest richtig gute und erfolgreiche Rezensionen schreiben? Dann verwebe von Anfang an Informationen und Meinung. Wie du das machst, erfährst du hier.

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Ich möchte an dieser Stelle niemanden verletzen, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich solche Rezensionen nicht mehr lese als den einen Absatz, der mit „Fazit“ betitelt ist. Alles andere ist nämlich meistens nicht mehr als eine schnöde Nacherzählung der Handlung. Möglichst neutral gehalten. Das ist zu langweilig! Damit hebst du dich nicht von der Masse der Buchblogger ab! Das kannst du besser! Du musst dir nur immer zwei Dinge klar machen:

  1. Deine Meinung ist bei Rezensionen gefragt also webe sie immer mit ein, auch wenn du gerade über die Handlung sprichst.
  2. Verschwende keinen Platz am Anfang deines Artikels mit Titelinformationen zu einem Buch. Für alle, die über Suchmaschinen auf deinen Blog kommen könnte, oder die RSS-reader nutzen sind nämlich die ersten Sätze, die die entscheiden, ob sie deinen Blog besuchen.

Aber ich weiß sehr gut, dass ein Artikel-Schema beim Schreiben sehr hilfreich und nützlich sein kann. Vor allem, wenn du noch am Anfang deiner Literaturblog-Karriere stehst, kann es dir sehr viel Halt geben. Darum schlage ich dir heute eine Alternative zum oben beschrieben Aufbau deiner Rezensionen vor.

Überschrift = Titel + Gesamteindruck

Das erste, was ein Leser von deiner Rezension sieht, ist der Titel. Darum musst du ihn am besten schon damit auf deinen Blog aufmerksam machen. Gib etwas von dir mit hinein, denn schließlich bist du der Grund, warum man deinen Blog besuchen sollte und keinen anderen. Verwebe am besten hier schon Information und Meinung, indem du den Titel des Buches nennst und dazu eine kurze Phrase, die zeigt, was du daran besonders findest. Dies ist eine einfach zu befolgende Formel, die zwar zu langen Post-Überschriften führt, deine Leser aber gleich neugierig macht. „Roman-Kritik: Aravind Adigas „weißer Tiger“ ist ein Feuerwerk indischer Erzählkunst“ wäre so ein Titel. Dein Leser weiß, mit welcher Textsorte er es zu tun hat und fragt sich sofort, wieso dieser Roman als „Feuerwerk indischer Erzählkunst“ bezeichnet wird.

Der erste Absatz ist eine Vorschau

Hier gilt das gleiche wie im Allgemeinen für gute Artikel. Die ersten Zeilen eines Blog-Posts sind das, was im RSS-Reader und in den Suchergebnissen der Suchmaschinen angezeigt wird. Sie sind das, womit du die Aufmerksamkeit deines Lesers auf deinen Blog ziehen kannst. Vergeude diesen wertvollsten aller Plätze nicht mit Artikelinformationen, die ich überall googeln kann! Achte im ersten Absatz darauf, dass alles, was du über das Buch oder den Film sagen möchtest, bereits angedeutet wird.

Bedenke auch, dass es Leser gibt, die nur den ersten Absatz deiner Artikel lesen werden. Auch diese Leser möchtest du zufrieden stellen, oder? Schließlich kommen zufriedene Leser wieder. Du kannst also ruhig ein paar der wesentlichen Informationen deines Artikels in den ersten Absatz packen. Ja, richtig gehört. Spoilere ruhig ein bisschen deine eigenen Inhalte. Aber halte dich dabei stets an eine Grundregel: Sag deinem Leser hier gerne schon, was deine Meinung ist, aber nicht wie du darauf gekommen bist. So wirst du die Spannung halten, statt sie zu zerstören.

Inhalt kurz zusammen fassen und dann Spannung steigern

Bei einer Rezension steht ganz klar deine Meinung zu einem Buch oder einem Film im Zentrum des Interesses. Das Spannendste ist deine Hauptthese zu einem Werk. Doch du musst dir auch bewusst sein, dass es so etwas wie eine „neutrale“ Inhaltszusammenfassung nicht gibt. Darum kannst du auch gleich von Anfang an sagen, welche Aspekte des Inhalts dir gefallen haben und wieso. Versuche im zweiten Absatz die informative Seite in den Vordergrund zu stellen, ohne zu leugnen, dass du eine Meinung dazu hast. In den folgenden Absätzen steigerst du nach und nach den Anteil deiner Meinung und lässt den informativen Teil geringer werden.

Der Höhepunkt

Ein „Fazit“ klingt trocken und langweilig. Es ist ein Ausdruck aus der Wissenschaft, der suggerieren soll, dass jeder x-beliebige andere Betrachter des Films oder Leser des Buches aufgrund der Beschaffenheit des Werkes die gleichen Schlussfolgerungen ziehen wird wie du. Beim Rezensionen schreiben soll aber keine Abhandlung entstehen. Sie soll genau das zeigen, was du höchstpersönlich aus dem Buch/dem Film herausliest. Natürlich ziehst du in gewisser Weise ein Fazit aus deinen Beobachtungen, aber bitte nenne es nicht so – der Begriff ist viel zu verstaubt für den Höhepunkt deiner Rezension. Denn das ist der letzte Absatz – der Höhepunkt der Kritik.

An dieser Stelle musst du deinem Leser verraten, wie du zu der Meinung gekommen bist, die im Titel schon geschrieben steht. In unserem Beispiel wäre hier also die endgültige Antwort darauf zu finden, warum „Der weiße Tiger“ ein Feuerwerk indischer Erzählkunst ist. Lass deine Leser an deiner Begeisterung teilhaben. Oder zeige deine Wut, wenn dir ein Buch so überhaupt nicht gefallen hat. Sei hier ruhig mal emotional. Und fordere deine Leser dann auf, mit dir in die Diskussion einzusteigen. Frage sie nach ihrer Meinung dazu und ziehe sie so über die Kommentar-Funktion in ein Gespräch. Denn, mal ehrlich, wofür bloggst du über Bücher statt dir heimlich still und leise ein paar Notizen dazu zu machen? Na klar, um mit anderen über Bücher ins Gespräch zu kommen und deine Meinung zu sagen, oder wie siehst du das?

Rezensionen schreiben kann so einfach sein

Was zunächst schwierig klingen mag, ist im Grunde nichts anderes als eine Frage der Übung. Dazu gehört im ersten Schritt die Loslösung von alten Mustern und das Vertrauen in die eigene Meinung. Einzig und allein deine Gedanken sind es, die deinen Blog zu etwas Besonderem machen. Probiere einfach mal den neuen Rahmenplan aus – mit einem aussagekräftigen Titel, einem neugierig machenden ersten Absatz und einer Spannungssteigerung bis zu deiner Hauptthese, die einen Bogen zur Überschrift schlägt. Du wirst sehen, dass die Kunst, Meinung und Information zu einer guten Kritik zu vermengen lernbar ist.

…und, welche guten und schlechten Erfahrungen hast du gemacht?

3 Kommentare

  • Nomadenseele

    Puh…ich mache so ziemlich alles falsch *lach*.

    Aus reiner Faulheit übernehme ich erst einmal den Klappentext und mein Fazit heißt auch Fazit.

    Ich finde es wirklich großartig, wenn Autoren es schaffen, Meinung und Inhalt miteinander zu verknüpfen. Ich versuche auch so zu schreiben, dass man den Klappentext überspringen kann. Aber es klappt nicht immer und dann bin ich froh, den Klappentext als doppelten Boden zu haben. Ich vertraue mir zu wenig selbst.

  • Mareike Höckendorff

    Hey Nomadenseele,

    Naja, eigentlich gibt es so etwas wie richtig und falsch ja nicht und als Stammleser lese ich wie du weißt ja deine Rezensionen sehr gerne 🙂 Nur zum Stammleser muss man halt erstmal werden und damit das ordentlich viele werden, kann man halt immer ein bisschen an seinem Artikelaufbau arbeiten.

    Ich habe in den letzten Monaten einiges zum Thema Leserflusswachstum und Blogoptimierung gelesen und konnte darum meine Besucherzahl recht beständig ausbauen. Das ist ein Grund dafür, warum ich einige Tipps weitergeben möchte. Ich habe ja im Grunde nicht nur mein eigenes Leseverhalten beobachtet, sondern auch immer wieder selbst Tipps ausprobiert und die von denen ich den Eindruck habe, dass sie am besten geholfen haben, möchte ich im "Nähkästchen" weitergeben.

    Ich argumentiere hier mit dem persönlichen Leseerlebnis, aber ebenso gut könnte man aus Sicht eines SEO-Experten an das Thema herangehen und sagen, dass die Zwischenüberschriften immer auch als Keywords gerankt werden. Benennt man einen Abschnitt mit "Fazit" (wonach niemand suchen würde) so verschenkt man einen prominenten Keyword-Platz. Benennt man sein Fazit aber mit z.B. "Neuer Fantasy Roman der Extraklasse" so hat man gleich die Keyword-Phrase "neuer Fanatsy Roman" mit drin und macht neugierig darauf, warum man ihn für extraklasse hält.

    Last but not least möchte ich dazu ermutigen, selbstbewusst die eigene Meinung zu vertreten. Du sagst, du vertraust dir zu wenig selbst, aber wieso eigentlich? Ich lese auch manchmal in den Kommentaren auf anderen Blogs, dass Buchblogger dadurch degradiert werden, dass manche Menschen sagen, jeder würde unabhängig davon ob er qualifiziert dazu sei oder nicht, seine Meinung zu Büchern kundtun. Das kann einen zwar einschüchtern, sollte es aber nicht. Welche Qualifikation braucht man, um eine Meinung zu einem Buch zu haben? Meiner Ansicht nach eigentlich nur eine und die ist, das Buch gelesen zu haben. Es ist doch gerade interessant, dann noch andere Meinungen dazu zu lesen und sich auszutauschen.

    Liebe Grüße,
    Mareike

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